Alltagswelten

Vergangenheit und Gegenwart im Dialog


Die Ausstellung "Alltagswelten - gestern und heute" erzählt Geschichten aus der Lebenswelt um 1900 und stellt sie dem Leben der Gegenwart gegenüber. Wohnen, Arbeiten, Fortbewegung und Kleidung werden dabei nicht nur beschrieben, sondern durch die kreative Gestaltung von Interior.Graphics auf überraschende und eindringliche Weise erlebbar. Die alltäglichen Themen werden mit außergewöhnlicher ästhetischer und didaktischer Tiefe aufbereitet. Ein mutiger Ansatz, der die Vergangenheit nicht museal verstauben lässt, sondern sie in einen spannenden Dialog mit dem heutigen Erleben setzt.

Das Bürstenrad

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist das Bürstenrad, ein innovatives und experimentelles Objekt, das Geschwindigkeit in eine haptische Erfahrung übersetzt. Mit der Entscheidung, dieses ungewöhnliche Objekt zu realisieren, hat die Museumsleitung Mut zur Innovation bewiesen. Die Installation lädt Besucherinnen und Besucher ein, mit den Händen zu "fühlen", wie sich das Tempo der Fortbewegung im Laufe der Zeit verändert hat - von der gemächlichen Ruhe eines Ochsenkarrens bis zur rasenden Geschwindigkeit heutiger Fortbewegungsmittel. Das Bürstenrad verbindet Kunst und Pädagogik und macht aus einem scheinbar banalen Thema ein faszinierendes Erlebnis.

Preis für Inklusion

Die Ausstellung wurde für ihren innovativen und inklusiven Ansatz mit dem Universal Design Expert Award 2024 ausgezeichnet. Diese renommierte Ehrung unterstreicht die besondere Qualität und die gesellschaftliche Relevanz der Präsentation. Von der ersten Idee bis zur Umsetzung war die Zusammenarbeit zwischen Interior.Graphics und dem Arbeitskreis Inklusion in Ravensburg ein entscheidender Erfolgsfaktor. Unterstützt durch Expertinnen und Experten wie die blinde Sonderpädagogin Ulrike Rauber oder den stark seheingeschränkten Klaus Peters und weitere Fachpersonen, wurden inklusive Elemente weit über die üblichen Standards hinaus entwickelt. Die Ausstellung bietet nicht nur Texte in Leichter Sprache und Gebärdensprachvideos, sondern auch taktile Orientierungshilfen und interaktive Stationen, die alle Sinne ansprechen und eine barrierefreie Teilhabe ermöglichen. Vom vielschichtigen inklusiven Design der Ausstellung profitieren allerdings nicht nur Menschen mit Einschränkungen sondern alle Besucherinnen und Besucher.

www.universal-design.org

iud expert winner 2024



Durch die Offenheit für unkonventionelle Ansätze und die gelebte Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Inklusion zeigt die Ausstellung, wie Museumsarbeit heute aussehen kann: partizipativ, mutig und zukunftsweisend. Sie fordert dazu auf, den Alltag mit neuen Augen zu sehen, ihn zu hinterfragen und in seinen historischen wie sozialen Dimensionen zu begreifen. So wird das Museum zu einem Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart sinnlich, intellektuell und emotional erfahrbar werden.

"Wir freuen uns riesig über diese erneute Auszeichnung für unsere inklusiven Bemühungen. Nachdem wir dieses Jahr mit dem Gesamtkonzept "Inklusion" bereits mit dem Extrapreis des Lotto Museumspreises ausgezeichnet wurden, hebt der Universal Design Award noch einmal in ganz besonderer Weise die partizipativ entstandene und von den Ausstellungsbüros Studio Sued sowie Interior.Graphics mit viel Herzblut und großer Kreativität entwickelte Gestaltung im Hof Beck hervor. Das motiviert uns natürlich ganz besonders, den begonnenen Weg weiterzugehen und die Barriere-Armut in unserem Museum konsequent weiter voranzubringen." Museumsleiterin, Dr. Tanja Kreutzer

Zukunftsweisender Ansatz

Museen müssen sich als flexible, inklusive und interaktive Institutionen positionieren, um auch in Zukunft gesellschaftlich relevant zu bleiben. Dabei spielen Inklusion und Diversität eine Schlüsselrolle: Sie ermöglichen es, Geschichten aus unterschiedlichen Perspektiven zu erzählen und ein breites Publikum zu erreichen. Barrierefreiheit - sowohl vor Ort als auch digital - ist dabei nicht nur eine ethische, sondern oft auch eine rechtliche Verpflichtung. Das Bürstenrad in der Ausstellung "Alltagswelten - gestern und heute" ist ein Beispiel für diese zukunftsweisende Ausrichtung. Solche experimentellen Ansätze zeigen, wie Museen den Spagat zwischen Inklusion und innovativer Vermittlung meistern können. Denn gerade analoge Elemente schaffen Erlebnisse, die digitale Formate oft nicht bieten können und sorgen für eine unmittelbare, körperliche und emotionale Verbindung zur Ausstellung.